Prix Goncourt 2011, Shortlist veröffentlicht

April/Mai und Oktober/November. Das sind die heißen Phasen des Buchmarktes. In diesen Monaten finden in Deutschland die beiden großen Buchmessen statt, die Leipziger Buchmesse (März) und die Frankfurter Buchmesse (Oktober). Aber es ist zudem auch die heiße Phase der nationalen wie internationalen Literaturpreise. Während im Frühjahr Literaturpreise wie der spanische Cervantespreis (April), der deutsche Georg-Büchner-Preis (Mai) oder der US-Amerikanische Pulitzer-Preis (April) vergeben werden, dürfen sich Schriftsteller, Verlage und Leser im Herbst auf den internationalen Literaturnobelpreis freuen (Oktober), den englischen Man Booker Prize (Oktober), den deutschsprachigen Deutschen Buchpreis (Oktober) sowie den französischen Prix Goncourt (November). Letzterer wird in einem dreigliedrigen Verfahren vergeben, das eine erste Auswahl im September vorsieht (sozusagen eine Longlist), eine zweite verkleinerte Auswahl Anfang Oktober (eine „Mittelliste“, wenn man so möchte) und eine definitive Shortlist Ende Oktober , bevor dann Anfang November der Preis an den Sieger oder die Siegerin vergeben wird.


Autorinnen und Autoren wie Marguerite Duras, Michel Houellebecq, Tahar Ben Jelloun, Simone de Beauvoir, Robert Merle und Marcel Proust haben den Prix Goncourt bereits gewonnen und dazu beigetragen, das Ansehen des Preises zu steigern. Das Preisgeld selbst ist (wie bei den o.g. Literaturpreisen meistens auch) nur symbolischer Natur: 10 EUR erhält der/die Sieger/in. Die Verkaufszahlen der prämierten Autorinnen und Autoren steigen jedoch stark an, da der Preis von der französischen wie internationalen Presse intensiv verfolgt und kommentiert wird.

Wie fast alle Literaturpreise hat auch der Prix Goncourt einen Stifter, genauer genommen sogar zwei: Die Brüder Jules und Edmond de Goncourt. Deren berühmtester Roman dürfte Germinie Lacerteux (1865) sein, ein Roman im Stile des Naturalismus, wie ihn auch Zola pflegte.

Das Komitee des Prix Goncourt setzt sich aus zehn Personen zusammen, die in Frankreich auch oft nur „Die Zehn“ genannt werden. Einige von ihnen sind Journalisten, einige von ihnen Schrifsteller, einige sogar ehemalige Preisträger des Prix Goncourt. Ihre Namen: Bernard Pivot, Edmonde Charles-Roux, Didier Decoin, Robert Sabatier, Patrick Rambaud, Tahar Ben Jelloun, Régis Debray, Françoise Chandernagor, Jorge Semprun und Françoise Mallet-Joris.

Am 04. Oktober 2011 hat dieses Komitte eine erste Shortlist erstellt, der am 25. Oktober eine zweite Shortlist („3eme sélection pour le prix Goncourt“) folgen wird. Auf dieser Shortlist stehen folgende acht Autorinnen und Autoren:

Einige dieser Autorinnen und Autoren sind durch Übersetzungen auch einem deutschen Publikum bekannt gemacht worden (wobei die aktuellen Titel der Shortlist noch allesamt noch nicht in deutscher Übersetzung vorliegen).

Die Romane des 1974 geborenen David Foenkinos z.B. sind in Deutschland bei Beck erschienen: Das erotische Potential meiner Frau (2005), Größter anzunehmender Glücksfall (2006), Unsere schönste Trennung (2010) und Nathalie küsst (2011). Letzterer wird derzeit sogar in Frankreich verfilmt, mit Audrey Tautou in der Hauptrolle (siehe IMDB).

Die Romane von Delphine de Vigan (1966) sind z.T. auch in deutscher Sprache erhältlich, wie z.B. ihr Roman No & ich (2007), der in Frankreich bereits den Prix des libraires erhielt.

Der 1956 auf Haiti geborene, französischsprachige Schriftsteller Lyonel Trouillot ist bisher noch nicht in deutscher Übersetzung erschienen. Wer des Französischen nicht mächtig ist, kann Trouillots Romane jedoch in englischer Übersetzung lesen.

Véronique Ovaldé (Jahrgang 1972) hingegen ist mit einigen ihrer Romane auch auf deutsch erhältlich. Alles glitzert schildert die Erlebnisse von nordkanadischen Jägern, deren Lebensweise durch das Eröffnen einer Fabrik im Ort empfindlich gestört und dauerhaft verändert wird. Ein weiterer Roman von Ovaldé, der auf deutsch erhältlich ist, trägt den amüsanten Titel Die Männer im allgemeinen gefallen mir sehr.

Carole Martinez (1966) ist ebenfalls auf dem deutschen Buchmarkt vertreten, mit ihrem Roman Das Blau des Himmels zur Mittagsstunde (frz. 2007, dt. 2009/2011). Dieser Roman wurde bereits vielfach prämiert, u.a. mit dem Prix Ouest-France-Etonnant voyageurs sowie dem Prix Renaudot des Lycéens. Ihr neuer Roman dürfte daher auch ein Favorit für den Prix Goncourt sein.

Der 1952 geborene Journalist und Schriftsteller Sorj Chalandon wird in Deutschland bei dtv veröffentlicht, wo in Kürze sein Roman Die Legende unserer Väter erscheinen wird. Sollte Chalandons Roman Retour à Killybegs den Prix Goncourt gewinnen, werden bei dtv sicherlich weitere Übersetzungen folgen.

Morgan Sportès, 1947 in der algerischen Hauptstadt Algier geboren, ist leider nur mit einem einzigen seiner zahlreichen Romane auf dem deutschen Buchmarkt vertreten und auch hier nur noch antiquarisch: dem Roman Der Lockvogel (frz. L’Appât, 1990).

Alexis Jenni (1963) ist in Deutschland noch nicht erschienen, was schlicht daran liegt, dass sein auf der Shortlist des Prix Goncourt auftauchender Roman L’art français de la guerre sein Romandebüt ist. Eine Leseprobe des 630 Seiten starken Romans gibt es in einem Zeitungsartikel von LeMonde.fr.

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