Deutscher Buchpreis 2014 Shortlist

deutscher-buchpreis-2014-shortlistIm letzten Jahr ging der Deutsche Buchpreis 2013 an Terézia Mora und ihren Roman „Das Ungeheuer“. In diesem Jahr, 2014, stehen wieder sechs Autorinnen und Autoren auf der sogenannten „Shortlist“ und hoffen auf einen der begehrtesten deutschen Buchpreise. Der Vergabeprozess ist ein kontinuierliches Reduzieren. 176 Titel standen auf der Leseliste der sieben Jurorinnen und Juroren. 20 dieser 176 Titel schafften es auf die sogenannte Longlist, die am 13. August bekanntgegeben wurde. 14 dieser 20 Longlist-Romane fielen nun der weiteren Reduzierung zum Opfer, so dass die Jury heute, am 10. September 2014, eine Liste von sechs Titeln bekannt gab: Die Shortlist. Von diesen 6 Finalistinnen und Finalisten wird am 6. Oktober 2014 eine Siegerin bzw. ein Sieger gekürt werden. Die Preisverleihung findet wie jedes Jahr zu Beginn der Buchmesse in Frankfurt statt. Literaturen.net stellt die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2014 vor.

  1. Thomas Hettche: Pfaueninsel
  2. Angelika Klüssendorf: April
  3. Gertrud Leutenegger: Panischer Frühling
  4. Thomas Melle: 3000 Euro
  5. Lutz Seiler: Kruso
  6. Heinrich Steinfest: Der Allesforscher

dt_buchpreis_2014_hettche_pfaueninselThomas Hettche (Jahrgang 1964) wird von der Jury des Deutschen Buchpreises angesichts seines Romans Pfaueninsel als „einer der elegantesten und raffiniertesten Stilisten der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“ gelobt. Der Titel des Romans zeigt an, wo dieser spielt: Auf der Berliner Pfaueninsel. Erzählt wird dabei aus der Sicht eines kleinwüchsigen Schlossfräuleins (ja, Sie haben richtig gelesen) mit Namen Marie. Auf 352 Seiten erzählt Hettche dabei die Geschichte der Pfaueninsel, der Zwergin Marie und des gesamten 19. Jahrhunderts – welches bei ihm überraschende Ähnlichkeiten zur heutigen Zeit aufweist. Immerhin erfrischende Abwechslung: Mal kein DDR-Roman auf der Buchpreis-Liste… Die Verlagswebseite von KiWi enthält eine Leseprobe.

dt_buchpreis_2014_klüssendorf_aprilDer neue Roman von Angelika Klüssendorf (Jahrgang 1958) heißt April. Das spricht man vermutlich Englisch aus, da der Titel auf den gleichnamigen Song von Deep Purple zurückgeht. April setzt die Geschichte aus Klüssendorfs vorherigem Roman Das Mädchen fort, der es 2011 bereits auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises schaffte (siehe den Bericht hier auf Literaturen.net). Damit handelt es sich bei diesem Roman erneut um einen DDR-Roman, der die Geschichte des vorherigen Pubertätsromans nun als eine Art Adoleszenzroman weitererzählt. Der Spiegel hat (feinsinnig wie man das von diesem Blatt gewohnt ist) die Bezüge des Romans zum Leben der Autorin herausgearbeitet, für jeden den es interessiert (und der von textinhärenten Interpretationen nichts hält). Veröffentlicht hat den 224-Seiten starken Roman der Verlag Kiepenheuer & Witsch, der auch eine Leseprobe und ein Autorenvideo auf der Webseite bereithält.

dt_buchpreis_2014_leutenegger_panischer_fruehlingDie Schweizerin Gertrud Leutenegger (Jahrgang 1948), die für den Deutschen Buchpreis 2014 nominiert ist, schreibt einen Roman, der in London spielt (und dessen Titel der Autor dieser Zeilen bereits mehrfach fälschlich als „Prager Frühling“ getippt hat). Das ist international, das kann begeistern. Die Jury, ebenfalls begeistert, urteilt: „Ein schwebendes und tiefsinniges Buch, Großstadtroman und Kammerspiel in einem.“ Die Erklärung, was genau ein schwebendes Buch sei, bleibt uns die Jury leider schuldig, so dass wir nur eine vage (vielleicht: schwebende?) Meinung davon haben, was genau die Jury begeistert hat. Der Roman Panischer Frühling ist bei Suhrkamp erschienen (Leseprobe auf der Verlagswebseite) und 221 Seiten lang.

U1_XXX.inddThomas Melle wurde 1975 in Bonn geboren und ist damit der jüngste Autor auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2014. Er ist allerdings kein Literaturneuling, sondern hat bereits mit Theaterstücken und seinem Roman Sickster (2011) auf sich aufmerksam gemacht. Auf dem Verlagsfoto schaut der junge Autor nach unten, als würde er gerade schreiben, eine Zigarette im Mundwinkel. Das hat so schön was von Bohème-Leben – oder wirkt arg gekünstelt, je nach Standpunkt. Für die Buchpreis-Jury schlägt Melle in seinem aktuellen, bei Rowohlt veröffentlichten Roman 3000 Euro jedoch einen „neuen Ton der poetischen Sachlichkeit“ an und erzählt gekonnt über „Figuren, die jeder mal gesehen hat, die aber kaum einer kennt.“ Eine Reise also, die den Leser in eine zugleich bekannte wie fremde Welt führt. Veröffentlicht bei Rowohlt, 208 Seiten; Verlagswebseite enthält wie immer eine Leseprobe. Ach ja, auch kein DDR-Roman. Was ist denn dieses Jahr mit der Jury los?

dt_buchpreis_2014_seiler_krusoLutz Seiler (*1963) hat mit seinem Roman Kruso einen DDR-Roman geschrieben (na, endlich mal einer!). Ein Genre, das in den letzten Jahren mit traumwandlerischer Sicherheit die Buchpreise der Republik anzuziehen wusste. So auch den Deutschen Buchpreis 2014, denn schon jetzt schreibt die Jury, dass es sich bei Kruso um einen „klugen, melancholischen und dabei höchst vergnüglichen Roman“ handele, „der bleiben wird.“ Seilers Roman erzählt die Geschichte eines jungen Germanistikstudenten aus Halle, der sich im Jahr 1989 Richtung Hiddensee aufmacht. Dort trifft er den titelgebenden Kruso mit dem ihn schnell eine innige Freundschaft verbindet, die der Roman auch über das Verschwinden Krusos hinaus, nachzeichnet. Der Spiegel scheute jüngst auch Vergleiche mit Thomas Manns Der Zauberberg nicht… Der Roman ist bei Suhrkamp erschienen. Die Verlagswebseite enthält sogar eine persönliche YouTube-Ansprache des Autors.

dt_buchpreis_2014_steinfest-allesforscherDer in Australien geborene Österreicher Heinrich Steinfest (*1961) hat sich in der Vergangenheit vor allem als Autor von Kriminalromanen einen Namen gemacht und diverse Male beim Deutschen Krimi-Preis abgeräumt. Aber auch den renommierten Heimito von Doderer-Literaturpreis gewann Steinfest (2010). Sein Roman Der Allesforscher erzählt die Geschichte eines „modernen Münchhausens“, so die Jury des Deutschen Buchpreises, die von Steinfests „bizarren, urkomischen Ideen“, seiner „stilistischen Eleganz“ und der „berückenden Leichtigkeit“ begeistert ist. Der Piper Verlag hat diesen 400-Seiten starken Roman veröffentlicht und gibt auf seiner Webseite auch eine Leseprobe für alle Neugierigen: „Sixten Brauns vollkommen normales Managerleben implodiert, als in Taiwan ein Wal explodiert und Sixten von irgendeinem Teil des Wal-Innenlebens k.o. geschlagen wird“ ist da zu lesen. Scheinbar… auch kein DDR-Roman.

Longlist-Verlierer

Diese Auswahl ist ein wenig überraschend. Denn es sind einige Titel, die auf der Longlist standen und als Favoriten galten, auf der Shortlist weggefallen. Darunter auch Saša Stanišićs Roman Vor dem Fest, der im Frühjahr den Belletristik-Preis der Leipziger Buchmesse erhalten hatte. Auch etablierte Autorinnen und Autoren wie Lukas Bärfuss, Ulrike Draesner, Feridun Zaimoglu oder Marlene Streeruwitz schafften den Sprung auf die Shortlist nicht.

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