Formate von eBooks und technische Details der eBook-Reader

[Dies ist der zweite Teil eines zweiteiligen Artikels. Teil 1: „eBook-Reader und eBooks. Das andere Lesen“ können Sie hier lesen.]

Formate für eBooks

Ein Grund, weshalb man noch nicht wirklich zum Kauf eines solchen Gerätes raten kann, ist auch das Format der ebooks. Jeder erinnert sich noch an die großen Technologie-Wettstreite: Gleichstrom vs. Wechselstrom, Microsoft Internet Explorer vs. Netscape Navigator, ASP vs. PHP, mp3 oder ogg vorbis uvm. Letztlich hat sich immer nur eins dieser konkurrierenden Formate durchsetzen können. Bei ebooks ist das letzte Wort bzgl. der Formate noch nicht gesprochen. Mit EPUB (kurz für elektronische Publikation) gibt es ein Format, das vielversprechend ist, da es sich auch an unterschiedlich große Reader automatisch anpasst. Das viel gängigere PDF-Format ist jedoch verbreiteter…

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… es hat allerdings den Nachteil, dass man bei falscher Bildschirmgröße auf dem ebook-Reader scrollen muss. Das kostet Strom und Nerven. Weitere Formate für ebooks sind durchaus denkbar. Ob sich die Formate mit DRM-Unterstützung (einer Art Kopierschutz für lizenzierte Dateien) oder ohne DRM durchsetzen werden ist schwer vorherzusehen. Im Musikmarkt scheint man sich gerade vom DRM-System eher zu verabschieden, da dieses allgemein als Einschränkung der Verbraucherrechte aufgefasst wird. Auch wird sich zeigen, ob ebooks Segen oder Fluch für kleinere Verlage sind: die Produktionskosten sinken, die potentielle Leserschaft wächst. Da es sich aber, wie oben beschrieben, bloß um eine Revolution des Verlagsmarketings handelt und sich die Inhalte der Romane, Dramen und Lyrikbände nicht notwendigerweise durch die neue Technologie beeinflussen lassen, werden vermutlich die großen Verlage als Sieger aus diesem Rennen gehen. Diese können es sich leisten, große und namhafte Autoren zu verpflichten. In der Breite mag sich also auf dem Buchmarkt durchaus etwas tun, in die Spitze hingegen nicht viel bis gar nichts.

Technische Details der ebook-Reader

Ein paar Worte noch zur Technik der E-Book Reader. Es gibt gerade vor allem zwei Unternehmen, die um die Vorherrschaft auf dem Markt für ebook-Lesegeräte kämpfen. Die eine ist der Onlineshop Amazon, der mit seinem „Kindle“ genannten Reader ein Gerät anbietet. Der ander Anbieter ist Sony, die versuchen, den Markt zu erobern. Dabei ist Sony vor kurzer Zeit einen Deal mit dem Suchmaschinen-Giganten Google eingegangen, der wiederum eine halbe Million Titel aus dem Google-Books-Sortiment kostenlos für Sony-Reader-Besitzer bereitstellen will. Ferner kooperiert Sony in Deutschland mit der Buchhandelskette Thalia. Sony ist also auf dem europäischen Markt schon erfolgreich (auf dem japanischen ebenso), während der Kindle von Amazon nach wie vor ausschließlich in den USA verfügbar ist und Amazon auf der eigenen Webseite immer noch schreibt, dass es keinen festen Termin für den Verkaufsstart in Europa gebe. An dieser Stelle soll übrigens auch nicht verheimlicht werden, dass es auch ein deutsches Unternehmen gibt, das einen e-book-Reader verkauft: txtr ist der Name des Gerätes, WIZPAC Ltd. der des Unternehmens. Das Gerät verwendet Linux als Betriebssystem. Txtr soll ebenfalls mit einer Community starten, über die Bücher, Texte u.ä. getauscht werden können. Start soll die Frankfurter Buchmesse 2009 sein (14. bis 18. Oktober), dessen Motto passenderweise „Tradition & Innovation“ lautet.

Gemeinsam ist allen diesen Geräten die so genannte e-Ink Technologie, elektronische Tinte. Dabei werden kleine farbige, statisch geladene Kügelchen durch einen elektromagnetischen Impuls in einer bestimmten Art angeordnet (man kennt das von den „Magischen Zeichenbrettern“, die es in vielen Kinderzimmern gibt). Das hat den Vorteil, dass i.d.R. nur Strom benötigt wird, um das Bild zu erzeugen, nicht aber, um es aufrecht zu erhalten. Dadurch kann der kleine Akku sehr lange halten. Auch flimmert das Bild nicht und ist -anders als Computermonitore- auch bei sehr hellem oder schlechtem Licht gut lesbar – wie echtes Papier eben. Der Nachteil dieses kleinen technologischen Wunderwerks ist der derzeit hohe Produktionspreis. Außerdem ist diese Technik sehr anfällig für Knicke, Stürze und Brüche – bei einem portablen Gerät ein deutliches Manko.

Fazit:

ebooks sind gerade in aller Munde und nervös scharren die Hersteller mit den Hufen, endlich ihre Lesegeräte auf die Kunden in Europa, Asien und den USA loslassen zu können. Die Technik ist wirklich erstaunlich und kann voll überzeugen. Der Preis vergällt einem die Freude jedoch gleich wieder. Auch ist zu befürchten, dass diese Geräte das iPod-Syndrom auf das Lesen übertragen: man packt seinen ebook-Reader mit Büchern und Magazinen voll wie seinen iPod mit Musik, liest aber effektiv nur 5-10% davon. Und das momentan sicherlich noch größte Argument gegen ebook-Reader lautet so: .epub, .arg, .djvu, .html, .lit, .mobi, .pdf, .pdb, .txt – kurz: viele Formate, noch keine Einigung auf ein Standardformat. Was bringt einem ein auf EPUB spezialisierter Reader jetzt, wenn sich in zwei Jahren PDF für die Geräte als Standard durchsetzt? Das Fazit daher: die ebook-Reader sind, das kann man wohl getrost sagen, „the next big thing“ und werden in Kürze aus vielen Bereichen des täglichen und v.a. akademischen Lebens nicht mehr wegzudenken sein. Aber jetzt schon in diesem Bereich Pioniersarbeit zu leisten, um für die Hersteller zu hohen Preisen das Bugfixing zu übernehmen, sollte nur tun, wer genug Geld hat – und das sind meiner Erfahrung nach meistens auch die Leute, die nicht genug Zeit zum Lesen haben…. Fazit also: Mit dem ebook-Reader noch mind. zwei, eher noch drei bis fünf Jahre warten.

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4 Responses to Formate von eBooks und technische Details der eBook-Reader

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